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DDR Rezept DDR-Brötchen

 
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DDR-Rezept: DDR-Brötchen – zwischen Alltag und Backtradition

Die Brötchen, die in der Deutschen Demokratischen Republik auf den Frühstückstischen lagen, waren in vielerlei Hinsicht ein Spiegel der damaligen Verhältnisse: einfach, zweckmäßig und doch von hohem Stellenwert im Alltag. Anders als bei den teils regional stark unterschiedlichen Brötchensorten der Bundesrepublik handelte es sich in der DDR in der Regel um sogenannte „Schrippen“ – längliche Weizenbrötchen mit glatter, heller Kruste, die aus günstigen, gut verfügbaren Zutaten hergestellt wurden.

Im Unterschied zu westdeutschen Bäckerwaren war die Rezeptur der DDR-Brötchen auf industrielle Reproduzierbarkeit und Rohstoffverfügbarkeit ausgerichtet. Ziel war es, ein preisgünstiges, sättigendes Gebäck herzustellen, das auch unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen in großen Mengen gebacken werden konnte. Die Grundzutaten waren Weizenmehl, Wasser, Hefe, Salz – in vielen Betrieben ergänzt durch eine geringe Menge Pflanzenfett. Die Herstellung erfolgte meist zentral in volkseigenen Großbäckereien (VEB), die zahlreiche Verkaufsstellen belieferten.

Ursprung und Besonderheiten der DDR-Brötchenkultur

Die DDR-Brötchen knüpften in ihrer äußeren Form und Herstellung grob an die deutsche Bäckertradition des frühen 20. Jahrhunderts an, wurden jedoch durch staatliche Vorgaben und wirtschaftliche Rahmenbedingungen stark vereinheitlicht. Während vor dem Zweiten Weltkrieg viele kleine Handwerksbäckereien regionale Varianten anboten, wurde diese Vielfalt in der DDR durch eine stärker zentralisierte Lebensmittelproduktion systematisch reduziert.

Ein wichtiges Ziel war es, mit einfachen Rezepten ein verlässliches Grundnahrungsmittel bereitzustellen. Frische Brötchen waren daher nicht nur Bestandteil des typischen Frühstücks, sondern auch häufige Grundlage für Schulbrote, Pausenverpflegung und Vesper. Auffällig war, dass DDR-Brötchen häufig deutlich weicher waren als ihre westdeutschen Pendants, mit einer weniger krossen Kruste und einem dichteren Teig. Dies lag zum Teil an den verwendeten Backmitteln und an der kurzen Gehzeit in den Großbäckereien.

Varianten: von der Schrippe bis zum Milchbrötchen

Trotz der Normierung entstanden innerhalb der DDR verschiedene Varianten, die sich vor allem durch die Zugabe weiterer Zutaten oder eine veränderte Backführung unterschieden. Neben den klassischen Schrippen wurden auch sogenannte „Milchbrötchen“ gebacken – weichere, leicht süßliche Backwaren mit einem feinporigen Teig, die besonders bei Kindern beliebt waren.

Eine weitere Spielart waren die sogenannten „Kaiserbrötchen“, die mit einem sternförmigen Einschnitt versehen waren, sich aber geschmacklich kaum von den üblichen Schrippen unterschieden. Regional waren auch „Rundstücke“ verbreitet – ein Begriff, der vor allem im Norden der DDR Verwendung fand und aus der Vorkriegszeit stammte.

In vielen Haushalten wurden Brötchen nach dem Kauf erneut aufgebacken, da sie rasch an Frische verloren. Die geringe Haltbarkeit war eine Folge der vereinfachten Rezepturen ohne Zusatzstoffe oder Backhilfen, wie sie in westlichen Produkten üblich waren.

Verwendung und Bedeutung im Alltag

DDR-Brötchen waren ein zentrales Element der täglichen Ernährung. Sie wurden nicht nur pur oder mit Aufstrichen gegessen, sondern auch gern in Kombination mit süßen oder herzhaften Belägen serviert – von Honig und Marmelade über Quark bis hin zu Mischungen mit Leberwurst, Sülze oder Frischkäse. Für Kinder war die Kombination aus einem frisch aufgebackenen Brötchen und süßem Brotaufstrich ein besonderer Genuss.

Auch die Verwendung als Beilage zu Suppen oder Hauptgerichten war weit verbreitet. In manchen Fällen dienten altbackene Brötchen sogar als Grundlage für selbstgemachte Semmelknödel oder wurden in Eierspeisen weiterverwertet – ganz im Sinne der sparsamen Verwertungsideologie.

Heute ein nostalgisches Relikt

Mit der Wiedervereinigung verschwand das typische DDR-Brötchen fast vollständig aus den Backregalen. Die ostdeutsche Schrippe wurde durch westdeutsche Produkte mit anderer Konsistenz, Kruste und Größe verdrängt. Heute finden sich vereinzelt Nachahmungen oder Neuinterpretationen in Bäckereien, die gezielt ostdeutsche Rezepttraditionen aufgreifen.

In Onlineforen und DDR-Kochgruppen wird das Thema DDR-Brötchen immer wieder diskutiert – viele vermissen den schlichten, ehrlichen Geschmack und das Gefühl von Vertrautheit, das mit einem einfachen Brötchen verbunden war. Es war kein Produkt der Gourmetküche, sondern eines des Alltags – aber genau darin liegt seine kulturhistorische Bedeutung.

Zutaten

Für etwa 20 Stück bei circa 2-3 Stunden (mit Ruhezeiten) Zubereitungszeit benötigt man:

1 kg Weizenmehl (550)
0,65 l Wasser
25 g Hefe
20 g Salz
10-20 g Schmalz (oder ca. 1/3 des Wassers durch Molke ersetzen)
5 g Zucker (oder 10 g Malz)

Hinweis: Die Zutaten in den Klammern kann man verwenden, muss man aber nicht. Sie dürfen aber nicht alle an den Teig, weil sie sich teilweise ausschließen: Wenn man Molke nimmt, braucht man kein Schmalz. Wenn man Zucker nimmt, dann braucht man kein Malz.

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Zubereitung

1.

alle Zutaten kühl zu einem Teig verarbeiten, schön auskneten und abgedeckt ca. 30 Min. - 1 h ruhen lassen

2.

Teig nochmals zusammenschlagen und wieder die gleiche Zeit ruhen lassen (nicht zu warm stellen und abdecken)

3.

gewünschte Größe (ca. 60 g) vom Teig abstechen, Brötchen nach Wunsch formen und gehen lassen bis zur gewünschten Größe (ca. 30 Min., bei ungefähr halber Gare einschneiden und mit Wasser abstreichen)

4.

im vorgeheizten Ofen mit viel Wasserdampf (z. B. Topf mit Wasser) bei 220 °C ca. 20 Min. backen, bis die Brötchen Farbe bekommen

Gut zu wissen

Viel länger als angegeben sollten die Brötchen nicht backen, da sie sonst nur noch trockener würden. Das Rezept stammt von "Ost"-Bäcker Süpke, der dieses Rezept 2008 aufgrund der hohen Nachfrage auf seinem Blog veröffentlichte.

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