DDR Rezept Oberlausitzer Abernkuchen
Oberlausitzer Abernkuchen – Deftiger Kartoffelkuchen mit regionaler Prägung aus der DDR
Der Abernkuchen ist ein bodenständiges Gericht aus der Oberlausitz, das in der DDR vor allem in den ländlichen Regionen Sachsens und der Lausitz gepflegt und weitergegeben wurde. Der Begriff „Abern“ ist eine mundartliche Bezeichnung für Kartoffeln, die in dieser Region bis heute gebräuchlich ist. Beim Oberlausitzer Abernkuchen handelt es sich nicht um einen klassischen Kuchen im süßen Sinne, sondern um eine herzhafte Spezialität, die auf einem Blech gebacken und oft in rechteckige Stücke geschnitten serviert wurde.
Herkunft und Bedeutung des Oberlausitzer Abernkuchen
Die Oberlausitz war traditionell von kleinbäuerlicher Landwirtschaft geprägt. Kartoffeln gehörten zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln, da sie auf den kargen Böden gut gedeihen und sich lange lagern lassen. Entsprechend groß war die Vielfalt an Gerichten, die aus dieser einen Zutat hervorgingen. Der Abernkuchen entstand aus dem Wunsch heraus, aus wenigen verfügbaren Zutaten ein sättigendes Gericht für mehrere Personen zu schaffen – ohne Fleisch, aber dennoch deftig.
In der DDR wurde der Abernkuchen besonders in den Bezirken Dresden und Cottbus gepflegt. Da er einfach zuzubereiten war und sich gut warmhalten ließ, eignete er sich ideal für Familienmahlzeiten, Schulverpflegung oder auch als Proviant für unterwegs.
Grundzutaten und Zubereitung des Abernkuchen
Das Grundrezept basiert auf roh geriebenen Kartoffeln, die mit weiteren Zutaten vermengt und auf einem Backblech flach ausgestrichen werden. Die klassische Zusammensetzung lautet:
Rohe Kartoffeln, fein geraspelt
Zwiebeln (je nach Geschmack mehr oder weniger)
Mehl oder Haferflocken zur Bindung
Eier (wenn vorhanden)
Salz, Pfeffer, Majoran
Kümmel oder Thymian (regional verschieden)
Fett für die Form und zum Bestreichen der Oberfläche (Schmalz oder Margarine)
Je nach Familie wurde die Masse zusätzlich mit gewürfeltem Speck oder ausgelassenem Fett angereichert, was dem Kuchen eine besonders herzhafte Note verlieh. Für vegetarische Varianten ließ man die Fleischeinlage weg. Der Teig wurde etwa 2 bis 3 Zentimeter dick auf einem gefetteten Blech verteilt und mit etwas Fett bestrichen, damit die Oberfläche beim Backen knusprig wurde.
Die Backzeit betrug meist zwischen 45 und 60 Minuten, je nach Ofen und Dicke der Schicht. Sobald der Kuchen goldbraun und durchgebacken war, wurde er in Rechtecke oder Rauten geschnitten und warm oder kalt gegessen.
Varianten und Begleiter auf dem Teller
Der Abernkuchen ließ sich hervorragend anpassen. In manchen Familien wurde ein Teil der Kartoffeln durch gekochte, gestampfte Kartoffeln ersetzt, was die Bindung verbesserte. Andere gaben geraspelte Möhren, Sellerie oder Lauch zur Masse hinzu. In Gegenden mit viel Gartenanbau ergänzte man auch geraspelte Äpfel oder ein paar Löffel Sauermilch, um den Geschmack aufzufrischen.
Typische Beilagen waren:
Apfelmus oder eingekochte Birnenkompott
Salzgurken oder saure Gurken
Krautsalat oder ein Stück Butter auf dem noch warmen Stück
Besonders beliebt war der Kuchen auch als "Mitnehmgericht" – in Papier gewickelt und in der Brottasche verstaut, diente er als Stärkung auf dem Feld, bei Ausflügen oder zur Pause auf dem Bau.
Rolle in der DDR-Alltagsküche
Der Oberlausitzer Abernkuchen ist ein Beispiel für die regionale Vielfalt innerhalb der DDR-Küche, die sich trotz staatlicher Zentralisierung im privaten Bereich erhalten konnte. Während viele Rezepte vereinheitlicht oder vereinfacht wurden, überlebte der Abernkuchen als typisches Lausitzer Gericht – überliefert von Generation zu Generation, oft mündlich oder handschriftlich dokumentiert.
Da die Zutaten stets verfügbar waren, wurde der Kuchen regelmäßig gebacken. Er war besonders in der Erntezeit beliebt, wenn Kartoffeln frisch geerntet und in großen Mengen vorhanden waren. Die Verarbeitung in dieser Form war praktisch, sättigend und schmackhaft.
Rezept heute wieder gefragt
In den letzten Jahren erlebt der Abernkuchen eine stille Renaissance. Heimatvereine, regionale Kochbücher und kulinarische Veranstaltungen greifen das Rezept wieder auf und feiern es als Teil regionaler Identität. Auch in modernen Küchen lässt sich das Gericht leicht integrieren – etwa mit zusätzlichen Gewürzen, vegetarischen Varianten oder mit anderen Wurzelgemüsen gemischt.
Der Oberlausitzer Abernkuchen ist ein kulinarisches Erbe der ostsächsischen Küche, das in der DDR lebendig blieb und bis heute in vielen Familien mit Stolz gepflegt wird. Er steht für eine einfache, aber aromatische Küche, die mit wenig auskam und dabei viel Geschmack bot. Wer ihn nach DDR-Rezept backt, entdeckt nicht nur ein sättigendes Gericht, sondern auch ein Stück authentischer Esskultur aus dem Osten Deutschlands – rustikal, ehrlich und von regionalem Charakter geprägt.
Zutaten
1 kg Kartoffeln
4 Eier
2 Essl. Stärkemehl
1/8 l Milch
50 g weiche Butter
etwas Butter für die Backform
4 Essl. zerlassene Speckwürfel
Salz
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