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DDR Rezept Polenkuchen

Polenkuchen - DDR Rezept
© A. Pilz

DDR-Rezept: Plätzchen aus Polenkuchen – DDR-Reste lecker verwerten

In der DDR war Polenkuchen – ein saftiger, dunkler Rührkuchen mit Kakao – ein häufiger Begleiter auf dem heimischen Kaffeetisch. Doch genauso häufig blieb vom Kuchen ein Rest übrig, den niemand mehr pur verzehren wollte. Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, entwickelte sich eine raffinierte Verwertung: kleine, schokoladige Plätzchen, die mit einer Glasur aus Eier, Zucker, Kondensmilch und Kakao veredelt wurden. So entstanden schmackhafte, haltbare Restesnacks, die sich gut auf Vorrat backen und transportieren ließen.

Alltagstauglicher Ursprung des Polenkuchens

Polenkuchen war in der DDR gängig, entweder selbstgebacken oder als Fertigware. Meist im Standardmaß – etwa 500 g – gebacken, blieb oft ein Drittel übrig. Aus diesem Anlass entstand das Rezept für die Plätzchen, bei dem der Kuchen in krümeligen Teig verwandelt, neu gebacken und mit einem schokoladigen Überzug versehen wurde. Zutaten wie Weinbrand oder Rum dienten als Aroma, vor allem wenn Kondensmilch im Schrank stand – ein Luxusartikel, der damals nicht immer greifbar war.

Der Teig benötigt dafür Zucker, Butter, Kakao, Vanillezucker, Wasser, Eier, Alkohol, Mehl und Backpulver. Er vereint Rühr- und Restkuchenteig. Nach dem Backen entstand ein dichter, intensiv schokoladiger Plätzchenteig, der durch die Glasur aus Eiern, Zucker, Kondensmilch, Kakao und hartem Fett seine feine Kruste erhielt. Diese Mischung erinnerte an Mokka-Glasuren auf Torten und verlieh den Plätzchen ihren besonderen Biss.

Praktische Vorteile und Zubereitungscharme

Ein entscheidender Pluspunkt war die praktische Lagerfähigkeit: Mehrere Wochen blieben die Plätzchen frisch, sofern sie trocken und kühl gelagert wurden. Das passte gut zum DDR-Lebensmittelmanagement, bei dem Vorratsplanung Alltag war. Gleichzeitig eigneten sich die Kekse für spontane Anlässe – zum Verschenken, für Kindergeburtstage oder schlicht als süßer Vorrat für die Familie.

Die Herstellung war unkompliziert – der Teig wurde in kleinen Portionen oder direkt auf dem Blech gebacken. Beim Glasieren durfte improvisiert werden: Wenn der Schokoguss zu dick war, wurde er mit Puderzucker gestreckt; fehlte Kondensmilch, kam Milch zum Einsatz. Das Rezept reagierte flexibel auf das, was rauflag – Salz statt Zucker, Kakao statt Schokolade – typisch für DDR-Haushalte.

Geschmack und Struktur der Gebäckklassiker

Die Plätzchen aus Polenkuchen zeichneten sich durch eine weiche, fast saftige Textur aus, da der Teig einfach mehrmals gebacken wurde – zuerst im Kuchen, dann im Keks. Die Schokoladenglasur versiegelte die Oberfläche und verlieh ein leichtes Crunch-Erlebnis. Diese Kombination machte sie bei Kindern sehr beliebt – sie waren sättigend, aromatisch und lagen gut in der Hand.

Der Alkohol stellte kein starkes Aroma dar, sondern diente als Trägerstoff für die übrigen Aromen. Wer keinen Weinbrand oder Rum hatte, ließ ihn weg oder ersetzte ihn durch Wasser oder Puddingpulver; das Rezept blieb formfähig, wenn auch weniger markant im Geschmack.

Kultureller Widerhall und heutiger Stellenwert

Heute gelten diese Plätzchen als typisch DDR-Kulturmarke – ein Beispiel für die ressourcenbewusste Küche jener Zeit. Sie zeigen, wie Resteverwertung nicht nur nachhaltig, sondern durchaus genussvoll sein kann. In modernen Rezeptbüchern werden diese Kekse oft als „Retro-Plätzchen“ gefeiert, viele erinnern sich an thematische Backabende, bei denen gemeinsam Teig gerührt, bestäubt und glasiert wurde.

Auch heute sind Plätzchen aus Polenkuchen beliebte Mitbring-Ideen. Beim Adventsbasar oder Sonntagscafé dienen sie als Erinnerung an den einst so kreativen Umgang mit Alltagssituationen. Sie gehören in vielen ostdeutschen Familien zum kulinarischen Erbe – als Ausdruck einer Ära, in der aus wenig Vieles entstand und der Löffel Zucker allein nicht genügte.

Zutaten

Für 1 Napfkuchen bei circa 90 Minuten Zubereitungszeit benötigt man:

Teig:
300 g Zucker (nach Belieben auch weniger)
250 g Butter
3 Essl. Kakao
2 Pck. Vanillezucker
8 Essl. Wasser
4 Eier
1 Glas Weinbrand oder Rum
200 g Mehl
2 Teel. Backpulver

Schokoguss:
2 Eier
2 Essl. Zucker
2 Eischalen Kondensmilch
2 Essl. Kakao
1 Würfel Hartfett (zerlassen)
(Puderzucker)

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Zubereitung

1.

Zucker, Butter, Kakao, Vanillezucker und Wasser zusammen bei kleiner Hitze ca. 5 Min. köcheln und etwas abkühlen lassen

2.

Eier trennen und Eiweiß zu Eischnee schlagen

3.

Eigelb und restliche Zutaten für den Teig unter die erkaltete Masse aus Punkt 1 rühren, den Teig in eine (Napf-)Kuchenform geben und Eischnee darüber verteilen

4.

Kuchen ca. 50 Min. bei 175 °C backen, abgekühlten Kuchen mit Puderzucker bestäuben oder die Zutaten für den Schokoguss verrühren, darüber geben und nach Belieben ausdekorieren (z. B. weiße Schokoraspeln)

Gut zu wissen

Wie der Kuchen zu seinem Namen kommt wurde uns nicht überliefert. Jedenfalls schmeckt er sehr schokoladig. Der Teig kann noch mit einem Esslöffel gemahlenen Kaffee verfeinert werden.

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