DDR Rezept Ochsenaugen
DDR-Rezept: Ochsenaugen - Dauergebäck und Klassiker der DDR-Keksvielfalt mit Marzipankern
In der DDR waren kreative Variationen klassischer Backrezepte fester Bestandteil der häuslichen Küche. Die sogenannten „Ochsenaugen“ zählen zu den besonders beliebten Gebäcken der Advents- und Festtagszeit. Ihr Name verweist auf die charakteristische Form: ein rundes Mürbeteigplätzchen mit einer leuchtenden Füllung in der Mitte, meist aus Gelee, umgeben von einem Kranz aus süßem Eischnee oder Marzipanmasse. Geschmacklich überzeugten sie durch den Kontrast von mürbem Boden, zartem Belag und fruchtiger Mitte – ein raffinierter Aufbau, der mit einfachen Mitteln erzielt wurde.
Entstehung und Verbreitung im DDR-Alltag
Ochsenaugen waren keineswegs eine exklusive DDR-Erfindung, sondern eine traditionelle Backware mit Ursprung im mitteleuropäischen Raum. In der DDR fanden sie jedoch durch die besondere Interpretation mit Marzipan eine breite Anhängerschaft. Während klassische Varianten vor allem mit Eischnee-Kranz und Marmelade bekannt waren, setzten viele DDR-Hausfrauen auf eine Füllung aus Marzipanrohmasse, die mit Eiweiß aufgeschlagen und mit einem Schuss Amaretto verfeinert wurde.
Die Füllung in der Mitte bestand zumeist aus Johannisbeergelee, das wegen seiner leichten Säure einen idealen Gegenpol zum süßen Belag bildete. Alternativ kamen auch andere Konfitüren zum Einsatz, abhängig davon, was verfügbar war. Diese Anpassungsfähigkeit an das Warenangebot war typisch für viele DDR-Rezepte.
Praktikabilität und Vorratshaltung
Ein Vorteil der Ochsenaugen lag in ihrer Haltbarkeit. Durch den gebackenen Mürbeteig und die trockene Marzipanmasse hielten sich die Plätzchen – luftdicht gelagert – mehrere Wochen frisch. Gerade in der Vorweihnachtszeit war das ein Pluspunkt, wenn größere Mengen vorproduziert wurden. Außerdem ließen sie sich gut in Dosen stapeln, ohne dass die Füllung oder der Belag Schaden nahm – eine nicht unwichtige Eigenschaft in Haushalten mit begrenztem Stauraum oder bei Versand an Verwandte.
Die Herstellung war zwar aufwändiger als bei einfachen Butterplätzchen, doch galt das Backen der Ochsenaugen als fester Bestandteil familiärer Backtraditionen. Viele Kinder halfen mit, indem sie die Mulden in den Teig drückten oder das Gelee einfüllten – ein typisches Bild in DDR-Küchen.
Regionale Varianten und Anlässe
Neben der klassischen runden Form mit Geleefüllung entstanden auch Varianten in Herzform oder mit dunklerem Teig. Mancherorts wurde der Marzipanrand mit Kakao ergänzt oder mit Schokoladenstückchen dekoriert. Auch die Art des Fruchtkerns variierte: neben Johannisbeere fanden sich Aprikose, Himbeere oder Hagebutte.
Ochsenaugen wurden nicht nur zur Weihnachtszeit gebacken, sondern auch zu Geburtstagen, Konfirmationen oder einfach als besondere Sonntagsplätzchen. Sie galten als edler als einfache Mürbeteigkekse, was sie zu einer beliebten Wahl für besondere Gelegenheiten machte – besonders dann, wenn Gäste erwartet wurden.
Ein Plätzchen mit Geschichte
In der Summe sind Ochsenaugen ein Paradebeispiel für die Verbindung von handwerklichem Können, Zutatenvielfalt im begrenzten Rahmen und dem Streben nach ästhetischem Genuss. Sie erzählen auch davon, wie mit Kreativität und Traditionsbewusstsein aus einfachen Grundzutaten kleine Kunstwerke wurden. Bis heute haben sie ihren festen Platz in vielen ostdeutschen Familienrezepten – als Erinnerung an die Kindheit und an eine Zeit, in der der Geschmack oft mehr war als bloßer Luxus: nämlich ein Stück Zuhause.
Zutaten
1 Pck. Mürbeteig (ca. 400 g)
400 g Marzipanrohmasse
3 Eiweiß
1 Essl. Amaretto
3 Essl. Johannisbeergelee (oder Frucht nach Wahl)
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