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5 Gründe warum ich noch ein RG28 benutze

Rührgerät 28Bild: Das Rührgerät 28s, Copyright/Quelle: Wikimedia Commons, veröffentlicht unter einer creative commons-Lizenz

"Warum benutzt du denn dieses alte Ding noch?" musste ich mir anhören, als ich vor einiger Zeit Sahne für einen Kuchen steif schlug. Mit „altes Ding“ war mein Rührgerät 28 (RG28s) gemeint, das ich mir erst vor kurzem wieder angeschafft hatte. Gebraucht hatte ich es im Internet für 30 Euro mit Zubehör erstanden. Neu gibt es das RG ja nicht mehr, logisch, ist eben ein DDR-Produkt und heute sowieso längst überholt. Oder nicht? Für mich gibt es gute Gründe an dem alten Rührgerät aus dem Hause AKA Eletric festzuhalten!

1. Es läuft!

Jeder, der mal ein AKA electric RG28 aus dem Kombinat VEB Elektrogerätewerk Suhl sein Eigen nennen durfte, kann völlig nüchtern konstatieren: Es läuft. Mit einer Leistungsaufnahme von 170 Watt kann der Handmixer sicher keine gute Küchenmaschine ersetzen, ist aber kräftig genug, um auch festere Teige zu kneten. Neben Rührstäben und Knethaken kann viel Zubehör am Gerät mittels Sechskantadapter aufgesetzt werden. Das Angebot reicht vom einfachen Pürierstab bis hin zum Rohkostgerät, mit dem (fast) alles Erdenkliche geschnitten, geraspelt und gepresst werden kann. Auch Mixgetränke sind für das Rührgerät kein Problem. Rührschüssel, Schlagbecher, Wandhalterung und sogar ein Rührständer, an dem das Gerät befestigt wird, gibt es auf Wunsch dazu. Mit seinen ca. 1,2 Kilogramm liegt der Mixer gut in der Hand. Die Drehzahl ist, je nach Ausführung, in drei Stufen (RG28s) oder stufenlos (RG28E) einstellbar. Die Einschaltdauer (Verhältnis Laufzeit bei höchster Belastung bzw. Überhitzung zur Pausenzeit) ist sehr viel höher als bei anderen gängigen Handrührgeräten. Damit kann natürlich länger gearbeitet werden. Das typische und - zugegeben: es ist nicht das leiseste - Geräusch des Motors, gibt einem einfach das Gefühl „etwas Richtiges“ zu tun.

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2. Einfache Reinigung und Reparatur

Mit der Zeit sammeln sich viel aufgewirbeltes Mehl und andere Kleinstpartikel im Inneren des Mixers. Wenn das Motorengeräusch also mal zu laut wird oder ungewöhnlich klingt, sollte das Rührgerät gründlich von innen gereinigt werden. Dazu muss das Gerätegehäuse entfernt werden. Das gestaltet sich beim RG28 allerdings sehr einfach, da die Hülle nicht wie bei heutigen Geräten fest verklebt, sondern verschraubt ist. Die Demontage, Reinigung, Schmierung und Montage hat bei mir eine knappe halbe Stunde in Anspruch genommen – und jetzt ist es praktisch wie neu. Der elastische Kunststoff, aus dem das Gehäuse besteht, der Plastik-Sechskantadapter und die Zahnräder an der Hohlwelle im Inneren, die ebenfalls aus Kunststoff bestehen, sind oft das Einzige, was mit der Zeit – und wir sprechen hier von Jahrzehnten! - abnutzt. Und auch diese können aufgrund der oben genannten wartungsfreundlichen Bauweise schnell ersetzt werden. „Das dauert keine 10 Minuten, dann hat man eine neue Hohlwelle eingebaut und dann geht‘s weiter“, sagt Werner Triebel, jahrelang Gruppenleiter bei AKA electric in Suhl.

RG28 Zubehör und von innenlinks: RG28 Zubehör, Copyright/Quelle: privat | rechts: ein RG von innen, Copyright/Quelle: hohlerde.org

3. Lang lebe das RG28!

Wenn etwas am RG28 kaputt geht, passiert das nur wegen unsachgemäßer Behandlung, sind sich die ehemaligen Konstrukteure einig. „Bei normalem Gebrauch ist das RG28 unkaputtbar, wie der Trabant“, ist sich Werner Triebel sicher. Was in Zeiten geplanter Obsoleszenz klingt wie der Traum aller Endverbraucher, hat das Handrührgerät von AKA electric nachweislich geleistet. 40 Jahre und länger haben viele ehemalige Hausfrauen der DDR ihr Gerät nun schon erfolgreich im Einsatz. Anzusehen ist es den Mixern meist nicht. Einzig das Kunststoffgehäuse vergilbt bei einigen Modellen, die zu viel Sonnenlicht abbekommen haben. In diesem Punkt hat man in der DDR aus der Not eine Tugend gemacht und aus Mangel an Rohstoffen heraus ein sehr robustes und langlebiges Gerät gebaut, das so gut konstruiert ist, „dass es nicht noch zu verbessern ist“, sagt Werner Triebel. Heute sucht man lange nach solchen Geräten.

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4. Kommen Rührgeräte in den Himmel?

Ja, wirklich: es gibt sogar einen Film über das RG28*, gedreht 2016 von Reinhard Günzler. Im Film geht es um die Schweizer Studentin Carmen. Nachdem ihr nagelneuer Mixer bei dem aufwühlenden Versuch, einen Kuchen zu backen, den Geist aufgegeben hat, entdeckt sie auf einem Jenaer Flohmarkt ein Rührgerät aus DDR-Zeiten. Es leuchtet in grellem Orange, ist deutlich älter als sie selbst und trotzdem noch tadellos in Form. Es heißt RG28. Carmen ist von dem Rührer aus dem Elektrogerätewerk Suhl fasziniert. Um hinter das Geheimnis seiner sagenhaften Langlebigkeit zu kommen, begibt sie sich auf eine Forschungsreise in die Welt der Gerätschaften. Sie fragt Konstrukteure und Technologen, Designer und Ökonomen, Historiker, Theologen und Psychologen: In welchem Verhältnis stehen wir zu unseren Erzeugnissen? Und wie verändert sich diese Beziehung? Auf ihrem Trip begegnet Carmen den Menschen, die einst ihr RG28 gebaut haben.

Video: Der Trailer zum Dokumentarfilm "Kommen Rührgeräte in den Himmel?" (2016)

5. RG28 ist kult!

Selbst Skeptiker müssen neidlos anerkennen, dass das RG28 auf jeden Fall Charakter hat: Das (häufig) knallige Orange, die Form und die Erfolgsgeschichte dahinter machen es einfach sympathisch, zumindest für mich. Gegen Divisen exportierte die DDR diese Erfolgsgeschichte sogar in den Westen. Beim Versandhaus Quelle wurde das Rührgerät unter der Marke „Privileg“ auch in der Bundesrepublik angeboten. Heute bekommt man solche Produkte meist nicht mehr, ohne dafür tief in die Brieftasche greifen zu müssen.

Leider leben wir mittlerweile auch in einer Wegwerfgesellschaft, in der die Kurzlebigkeit von Produkten sogar forciert wird. Auch deshalb hat das RG28 für mich einen moralischen und symbolischen Wert. Und deshalb werde ich es, auch auf die Gefahr spöttischer Fragen hin, weiterhin mit einem gewissen Stolz benutzen – solange bis sich das Kunststoffgehäuse irgendwann auflöst.

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