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DDR Rezept Eberswalder Spritzkuchen

 
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DDR-Rezept: Eberswalder Spritzkuchen – Traditionsgebäck mit preußischen Wurzeln

Der Eberswalder Spritzkuchen gehört zu den bekanntesten regionalen Gebäcksorten, die in der DDR über Jahrzehnte hinweg einen festen Platz in den Konditoreien und Bäckereien hatten. Trotz der landesweiten Vereinheitlichung vieler Rezepturen blieb dieses Backwerk eine Spezialität mit lokalem Charakter, die eng mit der Stadt Eberswalde im heutigen Brandenburg verbunden ist. Anders als viele DDR-Süßspeisen, die auf einfache Zutaten und pragmatische Herstellung setzten, ist der Spritzkuchen ein vergleichsweise aufwendiges Gebäck, das seine Ursprünge weit vor der DDR-Zeit hat.

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Die Bezeichnung „Spritzkuchen“ leitet sich vom Herstellungsverfahren ab: Der Teig, ein Brandteig, wird durch eine Tülle oder ein gezacktes Blechformteil in typischer Kranzform in heißes Fett gespritzt und ausgebacken. Die Geschichte des Gebäcks reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Erste schriftliche Nachweise über die Herstellung stammen aus der Region um Berlin und Brandenburg, wobei die Variante aus Eberswalde besonders beliebt wurde und dort als lokale Spezialität gepflegt wurde.

Die Bedeutung in der DDR-Zeit

Während der DDR avancierte der Eberswalder Spritzkuchen zu einem Klassiker im Sortiment vieler staatlicher Bäckereien und Konditoreien. Besonders in der Region um Eberswalde, aber auch in Berlin, Frankfurt (Oder) oder Potsdam konnte man ihn regelmäßig in Konditoreiauslagen finden. Obwohl die DDR wirtschaftlich oft mit Engpässen kämpfte, gelang es, die Herstellung des Gebäcks aufrechtzuerhalten – nicht zuletzt, weil die Hauptzutaten (Mehl, Wasser, Eier, Fett) zu den regelmäßig verfügbaren Grundstoffen gehörten.

Der Eberswalder Spritzkuchen war in der DDR nicht nur ein Gebäck für den Sonntagstisch oder das Kaffeekränzchen, sondern wurde oft auch in Betriebskantinen, HO-Gaststätten oder bei Feiern und Familienanlässen gereicht. Die Kombination aus knuspriger Kruste, weichem Inneren und süßem Zuckerguss machte ihn zu einem beliebten Genussartikel.

Unterschiede zur westdeutschen Variante

Interessant ist der Vergleich mit der westdeutschen Entsprechung, dem Spritzring oder Brandteigring. Während im Westen Deutschlands häufig Sahne oder Schokolade für die Garnitur verwendet wurde, blieb man in der DDR bei einem einfachen Zucker- oder Zitronenguss. Dieser Unterschied resultierte einerseits aus den verfügbaren Rohstoffen, andererseits aus der stärker funktionalen Ausrichtung der DDR-Backwarenproduktion. Die Optik war weniger aufwendiger, aber dennoch unverkennbar: goldbraune Ringe mit einer leicht glänzenden Oberfläche.

Auch die Portionsgrößen waren etwas kleiner gehalten als bei westlichen Pendants. Dies hatte nicht nur mit Kostenfaktoren zu tun, sondern spiegelte auch das Prinzip wider, möglichst viele Menschen mit einem begrenzten Rohstoffangebot zu versorgen.

Regionale Varianten und Rezeptanpassungen

Obwohl das Grundrezept relativ stabil blieb, entwickelten sich über die Jahrzehnte verschiedene Ausprägungen. Einige Bäckereien fügten Vanillearoma oder einen Hauch Zitronenschale in den Teig ein, um ihm zusätzliche Tiefe zu verleihen. In manchen Gegenden wurde auch Rum- oder Puderzuckerguss als Variante angeboten. Besonders beliebt war der Spritzkuchen mit einem Hauch Zimt im Teig – eine Variante, die vor allem in der Vorweihnachtszeit gebacken wurde.

In der Region um Eberswalde war der Spritzkuchen ein fester Bestandteil regionaler Identität. Auch in volkseigenen Backbetrieben wurden die Spritzkuchen oft am Wochenende in größerer Stückzahl produziert und in Bäckereien verkauft. Manche Betriebe produzierten sie sogar in kleineren Mengen tiefgefroren für Großverbraucher.

Nostalgische Wiederentdeckung nach der Wende

Mit dem Ende der DDR geriet der Eberswalder Spritzkuchen kurzzeitig in Vergessenheit, da viele ostdeutsche Bäckereien ihre Produktion auf westdeutsche Rezepturen umstellten. Doch in den letzten Jahren erlebte das Gebäck eine Renaissance, vor allem im Zuge der zunehmenden Wertschätzung ostdeutscher Küchentraditionen. In Eberswalde selbst wird der Spritzkuchen wieder in mehreren Bäckereien handwerklich hergestellt – teils nach alten Rezeptbüchern, teils in modernisierter Form mit verschiedenen Glasuren oder Füllungen.

Gleichzeitig wird das Gebäck heute gern auf Märkten, Stadtfesten oder Heimatabenden angeboten, wo es neben anderen DDR-Klassikern wie Streuselkuchen oder Mohnhörnchen seinen festen Platz hat.

Ein Symbol gelebter Backtradition

Der Eberswalder Spritzkuchen ist mehr als nur ein süßes Gebäck – er ist ein Teil ostdeutscher Identität und ein Beispiel dafür, wie sich regionale Traditionen trotz Systemwandel und wirtschaftlicher Herausforderungen erhalten konnten. Seine Herstellung erfordert etwas Geschick, doch sein Geschmack belohnt bis heute jede Mühe. In Eberswalde und darüber hinaus steht er sinnbildlich für eine Küche, die einfach, aber handwerklich geprägt war – mit Liebe zum Produkt und Respekt vor der regionalen Geschichte.

Zutaten

Für 5-7 Stück bei circa 45 Minuten Zubereitungszeit benötigt man:

250 ml Wasser
75 g Butter
125 g Mehl
2-3 Eier
Öl

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Zubereitung

1.

Wasser mit Butter zum Kochen bringen und Mehl in die kochende Flüssigkeit geben

2.

Masse unter ständigem Rühren abbrennen, bis sich ein weißer Belag am Topfboden bildet

3.

abgekühlte Masse in eine Schüssel geben und nach und nach die Eier unterrühren, bis die Masse glatt ist

4.

alles in einen Spritzbeutel mit einer großen Tülle füllen und auf gefettetes Backpapier Ringe spritzen

5.

im Ölbad bei 170 °C von beiden Seiten backen und noch warm mit Zuckerguss überziehen

Gut zu wissen

Berühmt wurde der Spritzkuchen vor allem durch den Berliner Konditor und Lebküchler Gustav Louis Zietemann, der dieses leckere Gebäck aus wenig Zutaten erstmals in Eberswalde anbot.

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