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DDR Rezept Falscher Apfelsinenkuchen

 
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DDR-Rezept: Falscher Apfelsinenkuchen – Kreative DDR-Patisserie aus Mangel und Einfallsreichtum

Der sogenannte „Falsche Apfelsinenkuchen“ zählt zu den wohl bekanntesten Beispielen der DDR-Küchenkultur, in der Kreativität über Warenverfügbarkeit triumphierte. Der Name ist bewusst augenzwinkernd gewählt: Statt echter Orangen – die in der DDR nur saisonal, meist um Weihnachten herum erhältlich waren – kamen Ersatzprodukte wie „Apfelsinenlimonade“ oder synthetische Getränke wie „Clic“ zum Einsatz. Diese erzeugten zwar nicht den frischen Geschmack der Südfrucht, sorgten aber für die charakteristische Farbe, das Aroma und die optische Wirkung.

Zur Hochzeit des Rezepts – etwa ab den 1970er-Jahren – erfreute sich der Kuchen in vielen DDR-Haushalten großer Beliebtheit. Nicht nur, weil er mit einfachsten Zutaten auskam, sondern auch, weil das Resultat farbenfroh, saftig und geschmacklich überzeugend war. Gerade bei Feiern, Geburtstagen oder dem sonntäglichen Kaffeetrinken war der falsche Apfelsinenkuchen ein gern gesehener Klassiker auf der Kaffeetafel.

Ursprung im System der Mangelwirtschaft

Die Idee hinter dem Rezept lässt sich eindeutig in den Versorgungsbedingungen der DDR verorten. Frische Zitrusfrüchte waren stark kontingentiert und galten als Luxusgut. Wenn Orangen erhältlich waren, dann meist nur in kleinen Mengen, und lange Transportwege sorgten oft dafür, dass sie nicht lange lagerfähig blieben. Die Bevölkerung behalf sich mit Ersatzstoffen, unter anderem mit Apfelsinenlimo, Instantgetränkepulver oder später auch mit Puddingaromen.

Durch die Verwendung von Orangenlimonade oder Getränkepulvern mit Zitrusaroma konnte man nicht nur den Geschmack imitieren, sondern dem Gebäck auch eine auffällig orange Farbe verleihen – ein wichtiges Element in der DDR-Küche, in der auch die Optik trotz einfacher Mittel eine große Rolle spielte. Man wollte zeigen: Auch ohne „echte Ware“ ist Genuss möglich.

Varianten und kreative Anpassungen

Im Laufe der Jahre entstanden zahlreiche Varianten des Grundrezepts, abhängig von der regionalen Verfügbarkeit und dem kulinarischen Einfallsreichtum der Köchinnen. Manche fügten der Teigmasse zusätzlich geriebene Möhren hinzu, um dem Kuchen noch mehr Saftigkeit und eine natürliche Farbnuance zu verleihen. Andere wiederum ergänzten geriebene Zitronenschale oder Vanillezucker, um dem Aroma mehr Tiefe zu geben.

Ein typisches Merkmal vieler Versionen war das Übergießen des noch warmen Kuchens mit einer Glasur aus Limonade, Zucker und Vanillepuddingpulver. Diese Mischung wurde vorher kurz aufgekocht und anschließend gleichmäßig verteilt. Nach dem Erkalten bildete sich so eine glänzende, leicht geleeartige Oberfläche, die an eine Fruchtglasur erinnerte – ebenfalls ein Effekt, der das Original möglichst gut imitieren sollte.

Besonders beliebt war die Kombination mit einem hellen Rührteig auf Joghurt- oder Buttermilchbasis. Die Säure dieser Zutaten harmonierte gut mit dem süß-säuerlichen Geschmack der Limonadenglasur und verlieh dem Kuchen zusätzlich eine lockere Konsistenz. Die Verwendung von Backaromen war ebenso weit verbreitet: Bittermandel- oder Orangenöl rundeten das Profil geschmacklich ab.

Gesellschaftliche Bedeutung

Der falsche Apfelsinenkuchen steht exemplarisch für die DDR-Backtradition, in der Rezepte oft durch Improvisation entstanden und sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreiteten. In offiziellen Kochbüchern der DDR ist der Kuchen kaum zu finden, doch in Familienrezeptsammlungen und auf handgeschriebenen Zetteln hatte er seinen festen Platz. Bis heute gilt er in Ostdeutschland als Symbol einer Zeit, in der trotz begrenzter Möglichkeiten mit viel Ideenreichtum gebacken wurde.

In der heutigen Retroküche wird das Rezept manchmal nostalgisch zitiert, oft modernisiert oder um echte Zitrusfrüchte ergänzt. Es bleibt jedoch ein süßes Zeugnis der DDR-Alltagskultur – farbenfroh, pragmatisch und charmant erfunden.

Zutaten

Für 1 Springform bei circa 60 Minuten Zubereitungszeit benötigt man:

Boden:
6 Essl. Mehl
5 Essl. Zucker
6 Essl. Öl
1 Teel. Backpulver
3 Eier

Belag:
1 Pck. Vanillepudding
1/2 l Wasser
4-5 Äpfel
4 Essl. Zucker
1 Pck. Getränkepulver - Orangengeschmack
2 Becher Schlagsahne zum Servieren

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Zubereitung

1.

aus den Zutaten für den Boden einen Teig herstellen und diesen bei 180 °C ca. 15 Min. im Ofen backen und abkühlen lassen

2.

3/4 Wasser mit Zucker aufkochen, Restwasser mit Puddingpulver gut verrühren und ebenfalls in das kochende Wasser geben, Pudding kochen

3.

Äpfel raspeln, mit dem Getränkepulver unter den abgekühlten Pudding rühren und Masse auf dem Kuchen verteilen, kühl stellen

4.

kurz vor dem Servieren Sahne steif schlagen und auf dem Kuchen verteilen oder dazu servieren

Gut zu wissen

Bei diesem Kuchen aus der DDR wurden aus Äpfeln mal eben schnell Apfelsinen. Diese gab es nämlich nicht immer. Und selbst wenn man eine Tüte Orangen aus Kuba bekam, hielt sich die Freude darüber in Grenzen: Außen grün, innen strohig und voller Kerne - so wurde die Südfrucht beschrieben, die man selten aus der Schale bekam. Abhilfe, zumindest geschmacklich, konnte vielleicht dieser Kuchen schaffen.

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