DDR Rezept (Gold-)Broiler
Broiler – Der Goldbroiler als kulinarisches Markenzeichen der DDR
Kaum ein Gericht ist so sehr mit der kulinarischen Identität der DDR verbunden wie der Broiler – auch liebevoll als „Goldbroiler“ bezeichnet. Dieses knusprig gebratene Hähnchen war weit mehr als nur ein einfaches Geflügelgericht. Es war ein Synonym für besondere Anlässe, ein Highlight auf den Speisekarten der volkseigenen Gaststätten und ein Symbol für das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Wer in der DDR groß geworden ist, verbindet mit dem Broiler häufig nicht nur den Geschmack, sondern auch persönliche Erinnerungen: an Familienfeiern, Betriebsausflüge oder den Duft, der aus der Garküche der HO-Gaststätte drang.
Der Begriff „Broiler“ – Amerikanisch, aber ganz ostdeutsch
Ursprünglich stammt der Begriff „Broiler“ aus dem Englischen und bezeichnet ein junges Hähnchen, das zum Braten oder Grillen vorgesehen ist. Die DDR übernahm den Ausdruck direkt – allerdings in einer ganz eigenen Bedeutung und Verwendung. Während im Westen Deutschlands schlicht von Brathähnchen oder Grillhähnchen die Rede war, entwickelte sich in der DDR der „Broiler“ zu einem feststehenden Begriff mit hohem Wiedererkennungswert.
Interessanterweise wurde der Begriff im Zuge der Einführung spezieller Zuchtlinien für Masthähnchen etabliert. Bereits in den 1950er Jahren begannen in der DDR intensive Bemühungen, den Fleischbedarf der Bevölkerung über Geflügel zu decken. Die Broilerproduktion wurde zentral organisiert – mit eigenen Kombinaten, Mastanlagen und Vertriebsstrukturen. Damit war der Broiler nicht nur ein Gericht, sondern auch Teil eines agrarwirtschaftlichen Großprojekts, das auf Effizienz und Versorgungssicherheit abzielte.
Der Goldbroiler – Zubereitung mit Tradition
Typisch für den Goldbroiler war die knusprige Haut, die durch eine spezielle Gewürzmarinade und das Braten im Heißluftgrill entstand. Das Hähnchen wurde zunächst mit einer würzigen Mischung aus Paprika, Salz, Knoblauch und anderen Gewürzen eingerieben. In den Gaststätten kam dann der sogenannte Broilergrill zum Einsatz – eine horizontale Grillvorrichtung mit sich drehenden Spießen, die für eine gleichmäßige Bräunung sorgte. Der Effekt war nicht zu übersehen: goldbraune, glänzende Haut, darunter saftiges Fleisch – ein echter Genuss.
Im privaten Haushalt fehlte oft das passende Gerät. Deshalb behalf man sich mit dem Backofen. Das Hähnchen wurde auf einen Rost gelegt, mit Butter oder Margarine übergossen und regelmäßig gewendet. Besonders beliebt war es, eine halbe Zitrone oder eine mit Kräutern gefüllte Zwiebel in die Bauchhöhle zu geben – das sorgte für ein feineres Aroma. Die Garzeit lag bei etwa 60 bis 90 Minuten, je nach Größe des Vogels und Temperatur.
Typische Beilagen und Servierweise des knuspirgen Hähnchnens
Ein Broiler war selten allein. Er wurde meist begleitet von Pommes frites, Kartoffelsalat, Brötchen oder Weißkrautsalat mit Essigmarinade. In den Gaststätten wurde das Hähnchen halbiert oder im Ganzen serviert – mit Papiermanschetten um die Flügelspitzen, manchmal mit kleinen Fähnchen garniert. Dazu gehörte ein Schälchen Knoblauchsoße oder eine würzige, fettige Broilersoße, die aus dem Bratensatz gezogen wurde.
In den 1970er und 80er Jahren entwickelte sich ein regelrechter Broilerkult. Es gab spezielle Broilerimbisse – sogenannte Broilerbars – in fast jeder größeren Stadt. Dort war der Goldbroiler das Herzstück der Karte, ergänzt um wenige andere Gerichte wie Würzfleisch oder Letscho. Der Preis war moderat, der Andrang groß, besonders sonntags oder vor Feiertagen.
Sozialistisches Fast Food mit Erinnerungswert
Der Broiler war das, was man heute als „Fast Food mit Seele“ bezeichnen könnte. Er war schnell verfügbar, sättigend und hatte einen hohen Stellenwert im Alltag. Während im Westen Burger und Pommes den Ton angaben, war es im Osten eben der Broiler, der als Ausdruck von Genuss und Geselligkeit galt.
Für viele DDR-Bürger war der Besuch in der Broilerbar ein kleines Fest – vergleichbar mit dem Besuch in einem Schnellrestaurant im westlichen Ausland. Auch betrieblich organisierte Essen – etwa zur Brigadefeier – wurden nicht selten mit Broiler aufgetischt. In diesem Zusammenhang wurde er sogar mit einer gewissen Wertschätzung assoziiert, obwohl es sich „nur“ um Geflügel handelte.
Broiler heute – Nostalgie und neue Varianten
Nach der Wiedervereinigung verschwand der Begriff „Broiler“ vielerorts aus dem Sprachgebrauch – zumindest offiziell. In Ostdeutschland aber lebt er weiter – als liebevoller Ausdruck für Brathähnchen, das nach traditioneller Art zubereitet wird. In vielen Imbissen, Volksküchen und auf Jahrmärkten findet man den Broiler bis heute – mit Paprikamarinade, glasiertem Rücken und dampfender Haut.
Auch neue Varianten sind dazugekommen. Der Broiler wird heute häufig auf Grills mit offener Flamme gegart oder im Smoker zubereitet. Oftmals wird das Brathähnchen auch auf dem Wochenmarkt oder vor Einakufsmärkten als schneller Snack angeboten. In der modernen Küche findet er zudem Einzug als Grundlage für Wraps, Sandwiches oder asiatisch inspirierte Bowls – doch das Grundprinzip bleibt: außen knusprig, innen saftig.
Das kulinarische Erbe der Deutschen Demokratischen Republik
Der Goldbroiler ist mehr als ein Gericht – er ist ein kulinarisches Erbe aus der DDR, das Erinnerungen an eine bestimmte Zeit, einen bestimmten Geschmack und ein bestimmtes Lebensgefühl wachruft. Er war Ausdruck einer pragmatischen Küche, die trotz eingeschränkter Mittel Genuss zu bieten wusste. Ob im Imbiss, auf dem Familientisch oder beim nächsten Gartenfest – wer Broiler nach DDR-Art zubereitet, serviert ein Stück Geschichte, das noch lange nicht vergessen ist. Und das Beste: Er schmeckt auch heute noch genauso gut wie damals – knusprig, würzig, unwiderstehlich.
Zutaten
1 ganzes Hähnchen (ca. 1,2 - 1,4 kg)
3 Essl. Öl
3 Essl. Paprikapulver (scharf)
1 Essl. Salz
1 Essl. Pfeffer
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