DDR Rezept Grilletta
Grilleta – der ostdeutsche Burger mit Charakter
Wer an Imbisskultur in der DDR denkt, hat neben Soljanka, Ketwurst und Broiler meist auch die Grilleta im Sinn. Dieses herzhafte Hackfleischbrötchen war die sozialistische Antwort auf den westlichen Hamburger – eine Erfindung, die sich aus Eigenbedarf, Improvisation und einem gewissen kulinarischen Erfindergeist speiste. In den 1970er Jahren entwickelte sich die Grilleta zu einem der beliebtesten Schnellgerichte im Osten – bodenständig, schmackhaft und leicht in großer Zahl herzustellen. Bis heute hat sie ihre Fans, besonders unter jenen, die mit dem Geschmack ihrer Jugend Erinnerungen verbinden.
Wie entstand der Name „Grilleta“?
Der Begriff „Grilleta“ leitet sich nicht, wie man vermuten könnte, von einem Familiennamen oder einer regionalen Spezialität ab, sondern ist ein Kunstwort. Es setzt sich vermutlich aus „Grill“ und einer phonetisch passenden Endung zusammen, die ein wenig italienisches Flair suggerieren sollte – ganz im Stil der DDR, wo Produktnamen oft versuchten, attraktiv und modern zu klingen, ohne ihre Herkunft zu verleugnen. Möglicherweise wurde die Bezeichnung in Anlehnung an „Kotelett“ oder „Schnitzel“ sprachlich angepasst. Gesichert ist: Die Grilleta war ein staatlich konzipierter Imbissartikel und keine spontane Straßenkreation.
Entstehungsgeschichte des DDR-Burgers
In den 1970er Jahren war das Interesse an westlichen Fast-Food-Konzepten auch in der DDR groß. Zwar galten Hamburger, Hotdogs und Pommes Frites offiziell als kapitalistische Konsumprodukte, doch die Bevölkerung zeigte sich interessiert – und so wurde versucht, vergleichbare Angebote zu schaffen, die mit heimischen Mitteln produziert werden konnten.
Die Grilleta war eine Erfindung aus dem Zentralinstitut für Ernährung oder einem ähnlichen Bereich der Lebensmittelindustrie, die sich zum Ziel gesetzt hatte, ein praktisches und zugleich nahrhaftes Imbissgericht zu entwickeln. Mit einem Brötchen, einer herzhaften Hackfleischscheibe und würzigem Belag entstand eine ostdeutsche Interpretation des Burgers, die bald in vielen Imbissen, Betriebskantinen und Verkaufsständen erhältlich war.
Zutaten und Zubereitung des Ossiburger
Die klassische Grilleta bestand aus einem flachen, gut gewürzten Hackfleischpatty auf Schweinefleischbasis, der vorgegart und dann auf einem Grill oder in der Pfanne erhitzt wurde. Häufig wurde die Masse mit Senf, Paprika, Knoblauch und Pfeffer kräftig abgeschmeckt. In manchen Varianten kamen auch Zwiebelstücke oder Majoran hinzu, um dem Patty mehr Aroma zu verleihen.
Das Brötchen war meist einfacher Natur – weich, rundlich, aber nicht so fluffig wie ein westlicher Hamburgerbun. Es wurde nicht getoastet, sondern schlicht aufgeschnitten und mit dem heißen Fleisch belegt. Dazu gab es Senf, manchmal Ketchup oder eine einfache Tomaten-Paprika-Soße. Käse oder Salatblätter waren dagegen eher unüblich, da sie schwerer verfügbar waren und den Kostenrahmen sprengten.
Im Unterschied zum Hamburger war die Grilleta satter gewürzt, fleischlastiger und weniger auf optischen Anspruch getrimmt. Der Fokus lag auf Geschmack und Sättigung – sie war ein Imbiss für die Werktätigen, nicht für den Showeffekt.
Grilletas im Alltag beliebt
Grilletas waren besonders in Betriebsverpflegungen, Bahnhofsgaststätten oder an Imbissständen in Fußgängerzonen zu finden. Dort konnte man sie für wenig Geld erwerben – oft zusammen mit einem Brausegetränk oder einem Bier. Für viele war sie ein willkommener Mittagsimbiss oder eine kleine Mahlzeit nach Feierabend. Auch bei kulturellen Veranstaltungen, auf Rummelplätzen oder bei Fußballspielen war die Grilleta fester Bestandteil des kulinarischen Angebots.
Da sie sich gut vorbereiten ließ, eignete sich die Grilleta hervorragend für den Massenverkauf. Man brauchte keine komplexen Geräte, keine tiefgekühlten Zutaten aus Übersee – nur gutes Hackfleisch, Gewürze, Brötchen und eine heiße Platte.
Heute: Revival eines Klassikers
Nach der Wende verschwand die Grilleta zunächst weitgehend aus dem öffentlichen Leben. Die Fast-Food-Ketten aus dem Westen drängten mit neuen Konzepten auf den Markt, und viele Menschen wollten damals „endlich mal was anderes“ essen. Doch spätestens mit dem wieder wachsenden Interesse an regionaler Küche und DDR-Retro-Gerichten kehrte auch die Grilleta langsam zurück.
Inzwischen gibt es Rezeptvarianten für zu Hause, moderne Versionen mit Bio-Fleisch, oder auch vegetarische Interpretationen für eine neue Generation. Einige ostdeutsche Imbisse führen sie bis heute im Programm, teils mit leicht veränderten Zutaten, aber immer mit dem vertrauten Grundkonzept. Auch auf Stadtfesten oder Themenabenden zur DDR-Küche erlebt sie ein kleines Comeback – nicht aus Nostalgie allein, sondern weil sie schlicht schmeckt.
Die Grilleta ist mehr als nur ein Hackfleischbrötchen. Sie erzählt ein Stück Alltagsgeschichte aus der DDR, steht für eine Zeit, in der Eigenlösungen gefragt waren und die Küche mit einfachen Mitteln viel erreichen musste. Ihr würziges Profil, ihre klare Form und ihre Nähe zum bekannten westlichen Burger machen sie zu einem interessanten Bindeglied zwischen Ost und West – aber mit eigenem Charakter.
Wer heute eine Grilleta nach Originalrezept zubereitet oder verkostet, isst nicht nur ein belegtes Brötchen – er nimmt Teil an einem kulinarischen Experiment des Ostens, das bewiesen hat: Man kann auch mit wenig viel Geschmack erzeugen. Und das macht sie bis heute besonders.
Zutaten
4 Brötchen (rund oder oval)
250 g Schweinehackfleisch
1 Ei
30 g Zwiebelwürfel
30 g Semmelmehl
Salz, Pfeffer
4 Essl. Ketchup oder Letscho
etwas Margarine zum Braten
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