DDR Rezept Pizza Grandiosa
Pizza Grandiosa – Ein Hauch von Italien auf ostdeutschen Tellern
Wer an Pizza in der DDR denkt, verbindet damit nicht die Vielfalt der heutigen Tiefkühltruhen oder Lieferdienste, sondern eher schlichte, hausgemachte Varianten, die mit italienischem Original wenig zu tun hatten – aber umso kreativer waren. Eine dieser typisch ostdeutschen Pizzavarianten war die Pizza Grandiosa, die in bestimmten Regionen, Betriebsküchen oder Jugendklubs bekannt und beliebt war. Der Name versprach mehr, als die Zutatenliste zunächst vermuten ließ – doch genau das war Teil ihres Charmes.
Herkunft und Namensgebung der DDR-Pizza
Anders als bei anderen Rezepten aus der DDR lässt sich die genaue Herkunft der Pizza Grandiosa nicht eindeutig zuordnen. Der Name wurde nicht zentral vorgegeben, sondern entwickelte sich vermutlich aus einer Mischung aus Fantasie und sprachlichem Spiel. „Grandiosa“ klang nach Süden, nach Urlaub, nach westlicher Lebensart – etwas, das viele DDR-Bürger kannten, aber nicht direkt konsumieren konnten. Mit dem Begriff verband sich ein Stück kulinarischer Sehnsucht, das jedoch mit lokal verfügbaren Zutaten umgesetzt wurde.
Auch wenn in Norwegen bereits ab 1980 eine Tiefkühlpizza mit dem Namen „Grandiosa“ verkauft wurde, hatte das DDR-Gericht damit nichts zu tun. Vielmehr war die ostdeutsche Version ein Eigenprodukt mit charakteristischen Merkmalen, das sich an das Prinzip „Pizzaboden plus Belag“ anlehnte – in rustikaler Ausführung.
Die Zutaten wurden zu einem elastischen Teig verarbeitet, der eine gewisse Ruhezeit benötigte. Danach wurde er auf einem gefetteten Blech gleichmäßig ausgerollt – oft rechteckig, denn runde Backformen waren selten. Der Boden war dicker als bei italienischen Pizzen, eher wie ein Fladenbrot – luftig, weich und an den Rändern leicht knusprig.
Belag nach DDR-Art
Die eigentliche Besonderheit der Pizza Grandiosa lag in ihrem Belag. Hier wurden verwendet, was verfügbar, erschwinglich und haltbar war. Klassisch war eine Kombination aus:
Tomatenmark oder Letscho als Soßengrundlage
gewürfelter Schmelzkäse oder geriebener Schnittkäse
Jagdwurst, Bockwurst oder Bratenaufschnitt
Zwiebeln, Paprikastreifen, eventuell Gewürzgurken
Pfeffer, Paprika edelsüß, Majoran, Oregano (wenn vorhanden)
Manchmal wurde die Pizza auch mit Eiern oder einem Klecks Senf verfeinert, um ihr eine kräftigere Note zu verleihen. Die Zutaten wurden großzügig, aber nicht überladen auf dem Teig verteilt. Geriebener Käse bildete meist den Abschluss, wenn er verfügbar war – andernfalls wurde auf dünne Scheiben zurückgegriffen, die beim Backen schmolzen und goldgelb wurden.
Alltagsrezept und beliebtes DDR-Gericht der Jugend
Besonders in Jugendfreizeitheimen, Schulklubs oder FDJ-Veranstaltungen war die Pizza Grandiosa ein Highlight. Sie ließ sich leicht in großen Mengen vorbereiten, portionsweise aufteilen und auch kalt noch gut essen. Ihre einfache Machart machte sie zum perfekten Einstieg für junge Hobbyköche oder Gemeinschaftsküchen – ob mit den Händen oder Messer und Gabel, sie war unkompliziert und alltagstauglich.
In Familienhaushalten wurde sie vor allem dann zubereitet, wenn Gäste erwartet wurden oder etwas „Besonderes“ gewünscht war. Trotz des schlichten Auftritts vermittelte sie ein Gefühl von Abwechslung – ganz ohne westliche Zutaten.
Nachwirkungen und Neuinterpretationen der Pizza Grandiosa
Nach der Wende verschwand die Pizza Grandiosa vielerorts aus den Haushalten – verdrängt von Tiefkühlangeboten oder echten italienischen Rezepten. Dennoch blieb sie in Erinnerung – als Teil einer Zeit, in der man mit Improvisation und Kreativität Alltagsspeisen in etwas Eigenständiges verwandelte. Einige DDR-Kochbücher oder Internetforen führen sie bis heute unter „Erinnerungsgerichten“ oder interpretieren sie als Vintage-Streetfood neu – mit hochwertigem Käse, frischem Gemüse oder gar veganem Belag.
Die Pizza Grandiosa der DDR war keine italienische Delikatesse – aber sie war ein Ausdruck von Kreativität, Pragmatismus und einem gewissen Wunsch nach kulinarischem Fernweh. Sie verband vertraute Zutaten zu einem besonderen Erlebnis, das bis heute in vielen Erinnerungen lebendig ist. Wer sie heute nachbackt, erlebt nicht nur ein rustikales Blechgericht, sondern ein echtes Stück ostdeutscher Improvisationsküche – mit einem großen Namen und einem kleinen Augenzwinkern.
Zutaten
Hefeteig:
500 g Mehl
250 ml Wasser
1 Würfel Hefe
1 Prise Salz
1 Essl. Öl
Belag:
500 g ausgedrücktes Sauerkraut
1 Flasche Chili-Soße
700 g Hackfleisch, gemischt
1 Zwiebel, gewürfelt
200 g geriebenen Käse
Salz, Pfeffer, (Paprika- oder Chiligewürz)
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