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DDR Rezept Graupeneintopf

 
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Graupeneintopf – ein ehrliches DDR-Gericht "Gräupchen" mit uralter Tradition

Unter den klassischen Gerichten der DDR-Küche nimmt der Graupeneintopf eine besondere Stellung ein – nicht durch Raffinesse, sondern durch Bodenständigkeit und eine tiefe Verwurzelung in der mitteleuropäischen Esskultur. Er war Bestandteil vieler Speisepläne: in Schulküchen, Kantinen, Kasernen und nicht zuletzt im privaten Haushalt. Ein warmes Gericht, das einfach, sättigend und günstig war – und dabei mehr als nur ein Relikt vergangener Zeiten. Bis heute wird er vielerorts mit Stolz und einer Prise Nostalgie aufgetischt.

Was sind Graupen überhaupt?

Bei Graupen handelt es sich um geschälte und polierte Gerstenkörner, die mechanisch bearbeitet wurden, um die Spelzen und äußeren Schichten zu entfernen. Zurück bleibt ein rundliches Korn, das je nach Mahlgrad fein oder grob sein kann. Sie gelten als eine der ältesten verarbeiteten Getreideformen Europas. In der DDR waren sie vor allem wegen ihrer guten Lagerfähigkeit, günstigen Verfügbarkeit und Vielseitigkeit sehr geschätzt. Als fester Bestandteil der Grundversorgung fanden Graupen in Eintöpfen, Suppen und gelegentlich auch in süßen Speisen Verwendung.

Der Eintopfgedanke in der DDR

Der Graupeneintopf steht exemplarisch für eine Küchenpraxis, die nicht auf Luxus, sondern auf Nährwert und Alltagstauglichkeit ausgerichtet war. Gerade in der DDR wurde Wert darauf gelegt, dass Mahlzeiten mit wenigen Zutaten auskommen, dabei aber trotzdem Energie liefern und möglichst viele Menschen gleichzeitig sättigen. Eintöpfe waren dafür ideal: Sie ließen sich unkompliziert in großen Mengen zubereiten, mit Zutaten aus dem Garten oder Vorratsschrank anpassen und passten zum Kollektivgedanken der sozialistischen Gesellschaft.

Zubereitung: klassisch, nicht langweilig

Das Grundrezept für Graupeneintopf ist einfach und dennoch offen für Variationen. Meist beginnt man mit dem Anrösten von Suppengemüse – Möhren, Sellerie, Lauch und Zwiebeln. In vielen DDR-Haushalten wurde Speck oder Kasseler hinzugegeben, teilweise auch Rauchwurst, um dem Gericht Tiefe zu verleihen. Danach wurden die gewaschenen Graupen beigegeben und mit Wasser oder Brühe aufgekocht. Die Garzeit betrug etwa 30 bis 45 Minuten, je nach gewünschter Konsistenz. Durch das Kochen quellen die Graupen auf und binden die Flüssigkeit – der Eintopf wird dabei cremig, ohne dass Sahne oder Mehlschwitze nötig wäre.

Ein Lorbeerblatt, etwas Majoran oder Thymian sorgten für eine herzhafte Note. Je nach Region und Haushaltsgewohnheit wurden auch Kartoffelwürfel, Bohnen oder Erbsen hinzugefügt. Wer es noch sättigender wollte, servierte den Eintopf mit einem Stück Brot oder Brötchen.

Vom „Arme-Leute-Essen“ zum kraftvollen Traditionsgericht

In der DDR war der Graupeneintopf in erster Linie ein zweckmäßiges Gericht – keine Delikatesse, aber eine verlässliche Stütze im kulinarischen Alltag. Besonders in der kalten Jahreszeit fand er seinen festen Platz auf den Speiseplänen. In Kindergärten und Schulen galt er als „gute Grundlage“ – nicht zuletzt, weil Graupen reich an Ballaststoffen und Vitaminen sind. Zugleich war der Eintopf ein Paradebeispiel für Ressourcenschonung, denn er ließ sich aus Resten und wenigen Zutaten zubereiten.

Nach der Wende geriet der Graupeneintopf – wie viele traditionelle DDR-Gerichte – etwas ins Hintertreffen. Doch mit der wachsenden Hinwendung zu regionaler Küche und dem Wunsch nach ehrlichen Rezepten erlebt er ein Comeback. Heute schätzen viele Menschen den Graupeneintopf als authentisches Gericht aus der Vergangenheit, das ohne künstliche Zusätze auskommt und bei richtiger Zubereitung durchaus aromatisch und abwechslungsreich sein kann.

Regional geprägt, aber flexibel

Obwohl es keine einheitliche DDR-Standardversion gab, haben sich bestimmte Zutatenkombinationen durchgesetzt. In Thüringen kam häufiger Räucherspeck oder Mettwurst hinein, während in Sachsen-Anhalt Sauergemüse wie Gewürzgurke oder ein Schuss Essig für eine säuerliche Note sorgten. In Nordostdeutschland wurde der Eintopf eher puristisch zubereitet – dort stand die Graupe selbst im Mittelpunkt.

Auch fleischlose Varianten waren durchaus üblich, insbesondere in den Haushalten, in denen Fleisch rar war. Dann ersetzte man die Brühe durch kräftigen Gemüsefond, ergänzte geröstete Zwiebeln oder gab einen Klecks Margarine hinzu. So blieb das Gericht nahrhaft, ohne auf tierische Produkte angewiesen zu sein.

Alte Körner – neu entdeckt

Der Graupeneintopf ist ein Zeugnis dafür, wie sehr Einfachheit und Tradition ein schmackhaftes Ergebnis hervorbringen können. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und bewusste Ernährung wieder in den Fokus rücken, bietet dieses Gericht eine wertvolle Alternative zu industriell gefertigten Mahlzeiten. Seine Zutaten sind günstig, leicht erhältlich und benötigen keine besondere Technik – was ihn auch heute noch zu einem idealen Gericht für Familien, WGs und Alleinkochende macht.

Wer den Graupeneintopf nach DDR-Art kocht, kocht nicht nur ein Rezept nach – er bewahrt ein Stück Alltagsgeschichte, das auch im 21. Jahrhundert seinen Platz auf dem Teller verdient hat. Und vielleicht schmeckt er gerade deshalb so gut, weil er mehr als nur satt macht – er wärmt das Herz.

Und so kochen wir unseren Graupeneintopf:

Zutaten

Für 4 Personen bei ca. 2 Stunden Zubereitungszeit benötigt man:

150 g Graupen
1/2 Bund Suppengrün
250 g Kochfleisch vom Rind
500 g Kartoffeln
1 große Zwiebel
etwas Petersilie
etwas Paprikagewürz
etwas Majoran
etwas Knoblauch
Salz und Pfeffer
(getrocknete Pilze)

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Zubereitung

1.

Fleisch in einem Topf mit Wasser ansetzen und aufkochen lassen, evtl. Schaum abschöpfen und bei kleiner Hitze ca. 1-1,5 h köcheln lassen, gegen Ende Salz, Pfeffer, Knoblauch und das Suppengemüse dazu geben

2.

Graupen und geschälte sowie klein geschnittene Kartoffeln je in einem extra Topf mit viel Wasser kochen, bis sie weich sind, zwischendurch mehrmals umrühren

3.

Kochfleisch und Suppengemüse klein schneiden, Kartoffeln nach Wunsch pürieren und alles mit den Graupen und Pilzen zu der Brühe geben, verrühren und mit den restlichen Gewürzen abschmecken

4.

Eintopf nochmals kurz aufkochen lassen und mit Petersilie bestreut servieren

Gut zu wissen

Graupen, in der DDR aufgrund ihres Aussehens auch scherzhaft als "Kälberzähne" bezeichnet, schmecken nicht jedem, sind jedoch sehr sättigend. Der Einsender empfiehlt für diesen Eintopf die Verwendung von russischen Graupen. Andere Eintöpfe und Suppen gibt es hier, hier oder hier.

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