DDR Rezept Sahnehering (Heringsfilet mit Sahnestipp)
Sahnehering – Ein Klassiker der kalten DDR-Küche mit nordischer Note
Im kulinarischen Alltag der DDR spielte Fisch eine wichtige Rolle – nicht nur an den Küsten der Ostsee, sondern im gesamten Land. Besonders Hering galt als erschwinglicher, nahrhafter und gut lagerbarer Bestandteil der Ernährung. Unter den vielen Zubereitungsarten erfreute sich der Sahnehering, ein Gericht aus marinierten Heringsfilets in einer würzigen Sahnesoße, großer Beliebtheit – sowohl zu Hause als auch in Betriebskantinen, Gaststätten und bei kalten Buffets.
Ursprünge und Bedeutung des klassischen DDR-Fischgerichts
Der Sahnehering hat seine Wurzeln in der nordeuropäischen Fischküche, insbesondere in Skandinavien und Norddeutschland. Dort wurde Hering traditionell in Essig, Öl oder Sahne eingelegt. In der DDR wurde diese Praxis übernommen, angepasst und vor allem durch die Verwendung verfügbarer Zutaten geprägt. Besonders in den Bezirken Rostock, Schwerin und Neubrandenburg, aber auch im Binnenland, fand sich der Sahnehering regelmäßig auf den Speiseplänen wieder.
Die Kombination aus Fisch, Zwiebeln und cremiger Sauce war einfach zuzubereiten, ließ sich gut auf Vorrat zubereiten und konnte mehrere Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Gerade das machte ihn zum idealen Kaltspeisengericht für warme Sommertage oder als Bestandteil der typischen „Abendbrotplatte“.
Zutaten und Zubereitung des sahnigen Heringsfilets
Im Zentrum des Rezepts stehen eingelegte Heringsfilets, in der DDR oft in Essiglake konserviert und bereits küchenfertig erhältlich. Diese wurden entweder direkt verarbeitet oder vorab einige Stunden gewässert, um den Essiggeschmack abzumildern. Die übrigen Zutaten waren einfach, aber aromatisch ausgewählt.
Die Heringsfilets wurden in mundgerechte Stücke geschnitten, mit Zwiebelringen und eventuell klein gewürfelten Äpfeln oder Gurken vermischt und dann mit der abgeschmeckten Sahnesoße übergossen. Nach einigen Stunden im Kühlschrank zog das Aroma durch – ein wichtiger Schritt, damit sich der volle Geschmack entfalten konnte.
Ein einfaches Gericht mit großer Wirkung
Obwohl das Gericht keine teuren Zutaten erforderte, war es nahrhaft und sättigend. Der Hering brachte wertvolle Omega-3-Fettsäuren mit, die Sahne steuerte Fett und Geschmack bei, während Zwiebeln, Apfel oder Gurke Frische einbrachten. Meist wurde der Sahnehering mit Salzkartoffeln oder Pellkartoffeln serviert, gelegentlich auch mit Mischbrot. In manchen Familien kam das Gericht freitags auf den Tisch – als fleischlose Alternative.
Die große Verbreitung des Rezepts erklärt sich auch durch seine Anpassungsfähigkeit: Wer keinen Apfel hatte, verwendete Gewürzgurke, fehlte der Meerrettich, wurde mit Senf improvisiert. Das machte den Sahnehering besonders alltagstauglich – ein entscheidender Faktor in einer Mangelwirtschaft.
In Gaststätten und Großküchen beliebt
In öffentlichen Einrichtungen wurde der Sahnehering oft in großen Mengen zubereitet. Dort griff man nicht selten zu Konservenheringen, um die Verarbeitung zu vereinfachen. Die Sauce wurde mit Sahnepulver oder Milchprodukten aus dem Großgebinde angerührt, das Ergebnis konnte je nach Aufwand und Gewürzstärke schwanken. Dennoch war das Gericht beliebt – besonders in den Sommermonaten, wo kalte Speisen oft bevorzugt wurden.
Wiederentdeckt in der heutigen Küche
Auch nach der Wende blieb der Sahnehering ein Bestandteil vieler ostdeutscher Haushalte. Heute erlebt das Gericht eine kleine Renaissance – nicht nur aus Nostalgie, sondern weil es schnell gemacht ist und sich gut vorbereiten lässt. In der modernen Variante kommen oft Joghurt, frische Kräuter oder gar Rotweinessig zum Einsatz. Manche fügen auch Kapern oder rote Zwiebeln hinzu, um neue geschmackliche Akzente zu setzen.
Doch das Original hat nach wie vor seine Liebhaber – und das zurecht. Es steht für eine Zeit, in der einfaches, funktionales Essen mit Liebe zum Detail zubereitet wurde.
Der Sahnehering war und ist ein kulinarisches Bindeglied zwischen regionaler Fischküche und alltagspraktischer DDR-Kost. Er zeigt, wie mit wenigen Mitteln ein schmackhaftes, nahrhaftes Gericht auf den Tisch kommen konnte – traditionell, verlässlich und überraschend vielseitig. Ob klassisch oder modern interpretiert: Dieses Gericht bleibt ein echter Klassiker der ostdeutschen Küche.
Zutaten
4 große Salzherings- bzw. Matjesfilets
250 g süße Sahne (Schlagsahne)
250 g saure Sahne
2 Gewürzgurken
1 große Zwiebel
3 Pimentkörner
1 Lorbeerblatt
etwas Salz
ostdeutsche Zutaten online bestellen*