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DDR Rezept Erfurter Putenbraten

 
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Erfurter Putenbraten – Kräftiger Fleischgenuss aus der DDR-Kantinenküche

Der Erfurter Putenbraten ist kein Sonntagsbraten im klassischen Sinne und auch kein historisch überliefertes Traditionsgericht, wie es beispielsweise Thüringer Klöße oder Rostbratwürste sind. Dennoch war er in der DDR ein fester Bestandteil vieler Speisepläne – besonders in Betriebskantinen, Großküchen, Schulmensen und anderen Gemeinschaftseinrichtungen.

Benannt nach der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt, diente dieser Braten in erster Linie der Orientierung innerhalb großer Versorgungssysteme: Gerichte wurden häufig nach Städten benannt, um Varianten voneinander abzugrenzen oder standardisierte Rezepturen zuzuordnen. Der Begriff „Erfurter Putenbraten“ war also weniger Ausdruck eines spezifischen regionalen Ursprungs als vielmehr ein pragmatisches Etikett für eine bestimmte Zubereitungsart auf Basis von Putenfleisch.

Was genau ist der Erfurter Putenbraten?

Dieses Gericht bestand typischerweise aus Putenoberkeule oder Putenbrust, meist als Bratenstück oder in Scheiben serviert. Im Unterschied zu aufwendig gewürzten Festtagsbraten war die Würzung beim Erfurter Putenbraten eher schlicht gehalten: Salz, Pfeffer, Majoran und eventuell etwas Knoblauch oder Zwiebelpulver. Manchmal wurden die Bratenstücke vorher in einer Mischung aus Senf, Paprika und Öl mariniert, um das Fleisch saftig zu halten und der Oberfläche mehr Farbe zu verleihen.

Nach dem Anbraten wurde das Fleisch in einem Bratensud aus Wasser, Zwiebeln und Brühe im Ofen geschmort. Der dabei entstehende Fleischsaft wurde später zur Soße weiterverarbeitet – angedickt mit etwas Mehl oder Speisestärke und abgeschmeckt mit Sojasoße oder Worcestersoße, wenn verfügbar. Die Soße war kräftig, aber nicht dominant, und bildete mit dem zarten Putenfleisch eine harmonische Einheit.

Der Name „Erfurter Putenbraten“ ist typisch für viele Gerichte, die in der DDR in zentral geplanten Verpflegungssystemen zum Einsatz kamen. Ähnlich wie „Leipziger Allerlei“ oder „Berliner Kartoffelsuppe“ verweist er auf eine Stadt – nicht unbedingt als Ursprung, sondern als identitätsstiftende Bezeichnung innerhalb eines einheitlichen Systems.

In Erfurt befand sich nicht nur ein Zentrum der Nahrungsmittelproduktion (unter anderem durch große Fleischereien und Verarbeitungsbetriebe), sondern auch ein wichtiger logistischer Knotenpunkt für die Versorgung. Der Name „Erfurter Putenbraten“ könnte also entweder auf eine dort entwickelte Rezeptur zurückgehen oder schlicht aus einem Küchenhandbuch stammen, das für zentrale DDR-Küchenstandards Pate stand.

Beilagen und Serviervorschläge: Was passt zum Erfurter Putenbraten?

In den Versorgungseinrichtungen der DDR wurde der Erfurter Putenbraten klassischerweise mit Salzkartoffeln und Blumenkohl oder Möhrengemüse serviert. Mancherorts kam auch Erbsen-Karotten-Gemüse oder Krautsalat dazu. Kartoffelbrei war eine gelegentliche Alternative, vor allem in Schulküchen. Besonders beliebt war eine schlichte dunkle Soße, die das Gericht abrundete und als Geschmacksgrundlage diente.

Die Kombination war unkompliziert, gut vorzubereiten und vor allem zuverlässig sättigend – ein wichtiges Kriterium für jede Kantine oder Betriebsgastronomie, die tagtäglich viele Portionen auszugeben hatte.

Warum war das Gericht so verbreitet?

Putenfleisch galt in der DDR als relativ fettarm, eiweißreich und gut verfügbar, vor allem in der späten DDR-Zeit, als die Versorgungslage insgesamt angespannter wurde. Gleichzeitig war es günstiger als Rindfleisch und schneller gar als Schweinebraten. Die Zubereitung war vergleichsweise unkompliziert und damit ideal für Großküchenbetrieb und standardisierte Speisepläne.

Ein weiterer Vorteil: Der Braten ließ sich gut portionieren, einfrieren und aufwärmen – also bestens geeignet für Versorgungseinrichtungen mit hunderten Portionen am Tag. Auch in Haushalten, die gelegentlich an frisches Fleisch kamen, wurde das Rezept übernommen – häufig aus der Erinnerung an die Schulspeisung oder das Betriebsessen.

Heute fast vergessen – aber nicht verschwunden

Der Erfurter Putenbraten ist heute kaum noch auf Speisekarten zu finden, lebt aber in nostalgischen Kochbüchern, Erinnerungen an die Jugend oder in bestimmten Großküchenkonzepten weiter. In Reha-Zentren, Altenheimen oder klassischen Betriebskantinen mit ostdeutscher Prägung wird er gelegentlich noch angeboten – in modernerer Form, oft mit frischen Kräutern, helleren Soßen oder als Aufschnitt für Buffets.

Das DDR-Gericht steht exemplarisch für die funktionale Seite der DDR-Küche. Er war ein verbindendes Gericht zwischen regionaler Herkunft, zentraler Planung und alltäglicher Versorgung. Kein opulentes Festessen, sondern ein ehrlicher, sachlicher Braten, der seine Aufgabe erfüllte: viele Menschen mit wenig Aufwand gut und warm zu versorgen. Wer ihn heute nachkocht, bringt ein Stück Küchenrealität der DDR zurück – bodenständig, praktisch und überraschend lecker.

Zutaten

Für 4 Personen bei ca. 30 Minuten Zubereitungszeit benötigt man:

2 Putenbrüste (je ca. 250 g)
50 g Bauchspeck
100 g Margarine o. Butter
2 Möhren
1 Zwiebel
1/4 Knolle Sellerie
2 Essl. Tomatenmark
1 Essl. Mehl
1 Glas Weißwein
125 ml Brühe
etwas Salz
Paprikapulver
125 ml Kaffeesahne
Petersilie

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Zubereitung

1.

Fleisch in einer Mischung aus grob geschnittenem Speck und Butter oder Margarine anbraten, mit Paprikapulver und Salz würzen

2.

anschließend mit verdünntem Tomatenmark übergießen und ab und zu mit etwas Weißwein und Brühe ablöschen

3.

in einer Pfanne den Rest Margarine o. Butter zerlassen, geraspelte Möhren, Sellerie und Zwiebelstreifen zugeben, mit Mehl bestäuben

4.

wenn die Putenbrust halbgar ist, den Gemüsesatz hinzu geben und alles zugedeckt garen lassen

Gut zu wissen

Vor dem Anrichten wird das Gericht mit Kaffeesahne verfeinert und mit Petersilie bestreut. Putenfleisch hat allgemein sehr viel Eiweiß, ist eine sehr leichte Kost und schnell zubereitet.

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