DDR Rezept Fischsoljanka
Fischsoljanka – Ein säuerlich-würziger Eintopf mit sowjetischen Wurzeln
Die Soljanka gehört zu den bekanntesten Suppen der DDR-Küche. Ihre Herkunft liegt jedoch nicht in Ostdeutschland, sondern in der ostslawischen Küche, insbesondere in Russland und der Ukraine. In der DDR wurde das Gericht mit großem Erfolg übernommen und an verfügbare Zutaten und lokale Vorlieben angepasst. Dabei entstand eine Vielzahl an Varianten – von der Wurst- über die Fleisch- bis zur weniger verbreiteten, aber äußerst aromatischen Fischsoljanka.
Gerade letztere war besonders in Regionen mit Fluss- oder Seenähe beliebt oder wurde in Gaststätten mit Fischangebot serviert. Sie galt als etwas feiner, frischer und leichter als die Fleischversion – und war gleichzeitig ein gutes Beispiel dafür, wie vielseitig die osteuropäische Esskultur in der DDR gepflegt wurde.Was macht die Fischsoljanka aus?
Typisch für die Soljanka ist die scharf-säuerliche Grundnote, die durch eingelegte Gurken, Gurkenflüssigkeit, Zitronensaft oder Essig erzeugt wird. In der Fischvariante bildet ein milder Fischfond die Basis – häufig selbst angesetzt aus Fischkarkassen oder mit Brühepulver hergestellt.
Verwendet wurden überwiegend weißfleischige Fischsorten wie Kabeljau, Zander, Hecht oder Seelachs. Später, in der Mangelzeit der 1980er-Jahre, griff man oft auf Fischkonserven zurück, vor allem auf Fisch in Tomatensoße, was der Suppe eine zusätzlich fruchtige Note verlieh.
Typisch war auch die Verwendung von Lorbeerblättern, Piment, Pfefferkörnern oder Dill zur geschmacklichen Abrundung. Die Zutaten wurden nacheinander angedünstet, aufgegossen, gegart und zum Schluss mit dem Fisch kombiniert – denn dieser sollte nicht zerfallen.
Ursprung und kultureller Kontext der Fischsoljanka
Der Name „Soljanka“ leitet sich vom russischen Wort „солёный“ (soljonij) ab, was „salzig“ bedeutet. Die Ursprünge der Suppe reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück, wo sie zunächst als rustikales Bauernessen diente, bevor sie sich in der Zarenzeit auch in besseren Kreisen etablierte.
Mit der engen politischen und wirtschaftlichen Verflechtung zwischen der DDR und der Sowjetunion gelangten viele osteuropäische Rezepte nach Ostdeutschland – darunter auch die Soljanka. In Betriebsküchen, HO-Gaststätten und Schulkantinen wurde sie bald ein fester Bestandteil des Speiseplans. Während die Wurstsoljanka sich als massentauglich durchsetzte, war die Fischsoljanka eher eine Spezialität – gern in maritimen Regionen oder bei besonderen Anlässen serviert.
Sie bot sich auch deshalb an, weil Fisch als Eiweißquelle beliebt war und viele DDR-Bürger über Angelvereine oder Eigenversorgung Zugang zu frischem Fisch hatten. In Kantinen hingegen wurde häufig auf TK-Ware oder Konserven zurückgegriffen, was jedoch dem Geschmack kaum Abbruch tat.
Serviervorschläge für die Fischsoljanka
Fischsoljanka wurde heiß serviert, in tiefen Tellern oder Schüsseln. Ein Klecks saure Sahne oder Schmand gehörte ebenso dazu wie ein Stück Zitrone, das direkt auf dem Teller ausgepresst wurde. Als Beilage diente meist Weißbrot, seltener Roggen- oder Mischbrot.
Durch ihre ausgewogene Balance zwischen würzig, säuerlich und pikant war sie besonders im Winter beliebt – nicht zuletzt, weil sie sättigte, ohne schwer zu wirken. Viele schätzten auch den am nächsten Tag intensiveren Geschmack, was sie zur idealen Suppe zum Aufwärmen machte.
Die Fischsoljanka ist ein schönes Beispiel für die kulturelle Offenheit und kulinarische Anpassungsfähigkeit der DDR-Küche. Sie verbindet slawische Ursprünge mit regionalen Gegebenheiten und zeigt, wie selbst unter eingeschränkten Bedingungen geschmacklich komplexe Gerichte möglich waren.
Heute erlebt sie vor allem in nostalgisch geprägten Restaurants, DDR-Kochgruppen und privaten Küchen ein kleines Comeback – oft verfeinert, aber ihrem Charakter treu geblieben. Wer sie selbst zubereitet, lernt eine facettenreiche Suppe kennen, die mehr ist als nur ein Relikt aus vergangener Zeit: Sie ist ein echter, geschmackvoller Klassiker.
Zutaten
1 - 1,5 kg verschiedenen Fisch (z. B. Weißfisch, Kabeljau, Plattfische, Seelachs)
2 Zwiebeln
2 saure Gurken*
15 Kapern
2 Essl. Tomatenmark
1 1/2 Essl. Margarine oder Speiseöl
5 Zitronenscheiben
2 Lorbeerblätter
10 Pfefferkörner
etwas Salz und Pfeffer
grüne Petersilie oder Dill
saure Sahne