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DDR Rezept Lungenhaschee

 
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Lungenhaschee – Herzhaftes Traditionsgericht aus der DDR-Küche

In der DDR war es selbstverständlich, dass beim Schlachten eines Tieres möglichst alle Teile verwendet wurden – auch die sogenannten „fünften Viertel“. Das galt nicht nur aus wirtschaftlicher Vernunft, sondern auch aus Respekt vor dem Tier und seiner Verwertung. In diesem Zusammenhang spielte das Lungenhaschee, manchmal auch „Saueres Lüngerl“ genannt, eine wichtige Rolle. Es handelt sich dabei um ein Gericht aus gekochter Rinder- oder Schweinelunge, das in einer fein-säuerlichen Soße zubereitet und meist mit Kartoffelpüree oder Klößen serviert wurde.

Herkunft und kulinarischer Kontext

Das Haschee selbst ist eine Zubereitungsform, bei der vorgegartes Fleisch – oft von geringerer Qualität oder aus Innereien – klein geschnitten und in einer Soße oder Brühe erneut erhitzt wird. In der DDR wurde diese Methode nicht nur auf Lunge angewandt, sondern auch auf Leber, Herz oder andere Schlachtnebenprodukte. Lungenhaschee galt dabei als besonders aromatisch, leicht und dennoch sättigend – vor allem durch die Würzung mit Essig oder Senf, die dem Gericht eine pikante Note verlieh.

Im Gegensatz zur westdeutschen Küche, wo Innereien zunehmend aus dem Alltag verschwanden, blieb die Zubereitung von Lungenhaschee in der DDR lebendig – vor allem in ländlichen Gegenden oder in Familien mit handwerklicher Metzgertradition.

Traditionelle Beilagen

Typisch servierte man das Lungenhaschee mit Kartoffelpüree, das die Soße gut aufnahm. In einigen Regionen waren auch Semmelknödel oder Salzkartoffeln üblich. Besonders in Gaststätten oder Betriebskantinen wurde das Gericht häufig mit Roter Bete oder Gewürzgurke als säuerlicher Begleiter angeboten.

Das Gericht eignete sich sowohl für den Mittagstisch als auch als einfaches Abendessen. Seine lange Haltbarkeit machte es ideal für das Vorkochen – ein wichtiges Argument in Haushalten, in denen mehrere Generationen unter einem Dach lebten oder eine warme Mahlzeit über Tage verteilt werden musste.

Gesellschaftliche Wahrnehmung der Lunge als DDR-Gericht

Während Lungenhaschee in der DDR als vollwertiges, wenn auch etwas altmodisches Gericht galt, verschwand es nach der Wiedervereinigung in vielen Haushalten. Der Rückgang von Hausschlachtungen, der gestiegene Wohlstand und eine gewisse Entfremdung gegenüber Innereien führten dazu, dass das Gericht seltener gekocht wurde.

Trotzdem blieb es in manchen Familien und Regionen präsent – als Teil der kulinarischen Erinnerung, als günstiges Alltagsgericht oder bei nostalgisch geprägten Anlässen. Einige DDR-Kochbücher, darunter das weit verbreitete Kochbuch für die junge Hausfrau, führten das Rezept in klassischer Form.

Heutige Bedeutung und moderne Varianten

Heute erlebt Lungenhaschee eine kleine Renaissance – nicht unbedingt im Mainstream, aber in der bewussten Auseinandersetzung mit „Nose-to-Tail“-Essen. In Feinschmeckerkreisen und unter Freunden traditioneller Fleischverarbeitung wird Lunge wiederentdeckt: als leichtes, eiweißreiches und fettarmes Organ, das – richtig zubereitet – aromatisch und überraschend mild schmeckt.

Moderne Varianten verzichten häufig auf Mehlschwitze und arbeiten stattdessen mit Reduktionen aus Fond und mildem Balsamico, um den säuerlichen Charakter beizubehalten, aber die Konsistenz feiner zu gestalten. Auch das Anrichten mit Pürees aus Sellerie oder Pastinake statt klassischer Kartoffelbeilage sorgt für neue Impulse.

Das Lungenhaschee nach DDR-Rezept ist ein ehrliches, traditionsreiches Gericht, das vom bewussten Umgang mit Lebensmitteln erzählt. Es steht für eine Zeit, in der nichts verschwendet wurde und der volle Nutzen eines Tieres zur Norm gehörte. Wer es heute kocht, verbindet Vergangenheit mit Gegenwart – durch ein Gericht, das trotz seines schlichten Ursprungs eine tiefe kulinarische Identität trägt. Nicht nur ein Relikt, sondern ein Stück gelebter Geschichte mit Geschmack und Charakter.

Zutaten

Für 3 Personen bei circa 45 Minuten Zubereitungszeit benötigt man:

500 g Lunge
1 l Wasser
1 1/2 Essl. Margarine oder Butter
3 Essl. Mehl
1 Zwiebel
etwas Essig
etwas Salz

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Zubereitung

1.

gewaschene Lunge in grobe Stücke teilen

2.

Lungenstücke zusammen mit Wasser und Salz gar kochen

3.

in der Margarine/Butter das Mehl und die gehackte Zwiebel zart bräunen und so viel Brühe auffüllen, dass eine sämige Soße entsteht

4.

Lunge klein schneiden, hacken oder durch einen Fleischwolf drehen

5.

Lunge mit der Soße verrühren, herzhaft mit Essig und Salz abschmecken

Gut zu wissen

Die einen haben es gehasst, die anderen geliebt: das Lungenhaschee war auch in der DDR nicht jedermanns Geschmack. Trotzdem kennt es fast jeder in Ostdeutschland und wird auch heute noch vertrieben. Alternativ zum Anbraten der Zwiebel kann diese auch zusammen mit der Lunge gekocht werden (im Video zu sehen). Das Haschee kann noch mit Allerlei verfeinert werden (bspw. Herz, Wurzelgemüse, Lorbeerblätter, Thymian, Zucker, Sardellenfilets, Gurken, Zitronenabrieb etc.). Dazu können Semmelknödel gegessen werden.

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