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DDR Rezept Falscher Hase (Hackbraten)

 
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Falscher Hase – Hausmannskost mit Tradition aus der DDR-Küche

Unter den Fleischgerichten der DDR erfreute sich ein besonders rustikales Rezept großer Beliebtheit: der sogenannte Falsche Hase. Dieses Gericht war nicht nur fester Bestandteil vieler Familienküchen, sondern auch ein Klassiker in Betriebskantinen, Schulspeisungen und auf Speiseplänen zu besonderen Anlässen. Der Falsche Hase stand für eine kräftige Mahlzeit, die mit einfachen Zutaten auskam und dennoch als „besonderes Essen“ galt – eine Kombination, die den Alltag vieler Menschen in der DDR prägte.

Was steckt hinter dem Namen „Falscher Hase“?

Der ungewöhnliche Name ruft zunächst Verwunderung hervor, doch er lässt sich historisch erklären. Ursprünglich stammt die Bezeichnung aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Fleisch – insbesondere Wild – knapp war. Hausfrauen und Köche versuchten, mit Hackfleisch einen Braten herzustellen, der in Form und Aussehen an Hasenrücken erinnerte. Um den Eindruck zu vervollständigen, wurden Speckstreifen auf den Laib gelegt, die das Rückgrat des Tieres imitieren sollten. Der „Hase“ war also nicht echt, sondern eine kulinarische Täuschung, die dennoch als vollwertiger Sonntagsbraten durchging.

In der DDR übernahm man diese kreative Idee und machte daraus ein fest etabliertes Gericht, das sich sowohl im Privathaushalt als auch in Großküchen großer Beliebtheit erfreute.

Besonderheiten bei den Zutaten und der Zubereitung

Der Falsche Hase wurde klassischerweise aus Hackfleisch, Brötchen vom Vortag, Zwiebeln und Eiern hergestellt. Das eingeweichte Brot diente als Bindemittel und sorgte dafür, dass der Hackbraten saftig blieb. Eine charakteristische Besonderheit war das gekochte Ei im Inneren, das beim Aufschneiden in der Mitte sichtbar wurde – ein kleines optisches Highlight, das den Braten besonders machte.

Die gewürzte Fleischmasse – häufig mit Senf, Majoran, Salz, Pfeffer und manchmal auch Paprikapulver abgeschmeckt – wurde zu einem länglichen Laib geformt. In die Mitte legte man der Länge nach hartgekochte Eier, um die sich das Hackfleisch wieder schloss. Anschließend wurde der Falsche Hase entweder im Backofen gebacken oder in einer Kasserolle mit etwas Brühe geschmort.

Als Beilage dienten meist Salzkartoffeln, Kartoffelbrei oder auch Nudeln, dazu eine herzhafte Soße aus dem Bratensatz. Gemüse wie Möhren, Erbsen oder Rotkohl ergänzten das Gericht. In Kantinen wurde häufig auf Tiefkühlgemüse zurückgegriffen, in Privathaushalten war frisches Wurzelgemüse üblich.

Warum war der Falsche Hase so beliebt?

Der Reiz dieses Gerichts lag in seiner Kombination aus Bodenständigkeit und besonderer Präsentation. Einerseits bestand es aus Zutaten, die nahezu überall verfügbar waren. Andererseits vermittelte die Form eines Bratens – vor allem mit dem Ei im Kern – eine gewisse Feierlichkeit. Der Falsche Hase war damit sowohl alltags- als auch festtagstauglich.

In vielen Familien wurde das Gericht zu Ostern oder Geburtstagen serviert. Kinder freuten sich besonders über das „Überraschungsei“ im Inneren, während die Eltern den sparsamen Umgang mit Zutaten schätzten. Auch in Schulküchen wurde der Braten gerne angeboten, da er sich leicht vorbereiten, portionieren und aufwärmen ließ.

Varianten aus der Praxis

Je nach Region oder Familiengewohnheit variierten die Zutaten. Manche fügten Senf oder einen Löffel Tomatenmark zur Fleischmasse hinzu, andere ergänzten das Rezept um gewürfelten Speck oder gaben geriebenen Käse über die letzte Backphase. Wieder andere formten statt eines großen Laibs mehrere kleine Portionen, die schneller garten und sich besser anpassen ließen.

Auch fleischärmere Varianten waren bekannt – etwa mit einem höheren Anteil an eingeweichtem Brot oder mit Zugabe von gekochtem Reis. So wurde das Gericht flexibel an den Vorratsschrank angepasst, ohne an Beliebtheit einzubüßen.

Der Falsche Hase in der gegenwärtigen Küche

Obwohl moderne Bratengerichte oft raffinierter gewürzt oder international beeinflusst sind, hat der Falsche Hase in vielen Familien überlebt – sei es als nostalgisches Sonntagsessen oder als Reminiszenz an Kindheit und DDR-Zeit. In einigen ostdeutschen Gasthäusern findet man ihn sogar noch auf der Speisekarte, zubereitet nach traditionellen Rezepten oder mit neuen Ideen kombiniert.

Der Falsche Hase ist ein Stück kulinarischer Erfindungskraft, entstanden aus Notwendigkeit und dem Wunsch nach einem Braten, auch wenn kein Wild zur Verfügung stand. Er zeigt, wie aus einfachen Zutaten ein raffiniertes und zugleich vertrautes Gericht werden kann. In der DDR war er Ausdruck von Pragmatismus mit Herz – und genau deshalb hat er seinen festen Platz im kollektiven Gedächtnis bis heute nicht verloren.

Zutaten

Für 5 Personen bei ca. 90 Minuten Zubereitungszeit benötigt man:

500 g Hackfleisch, gemischt
50 g Zwiebelwürfel
50 g eingeweichte Brötchen
1-2 Eier
Salz, Pfeffer
75 g Röstgemüse (Möhren, Sellerie, Zwiebeln)
10 g Tomatenmark
30 g Mehl
etwas Margarine zum Braten
(Senf oder Ketchup, Paprikapulver)

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Zubereitung

1.

Hackfleisch, Zwiebeln, Ei, Brötchen, Senf zu einer glatten Masse verkneten, würzen

2.

Masse zu einem Brot formen und beidseitig scharf anbraten

3.

Brot aus dem Fett nehmen und das in Würfel geschnittene Gemüse im heißen Fett anrösten

4.

Tomatenmark zugeben, mit Mehl bestäuben und mit Flüssigkeit (Wasser oder Brühe) ablöschen und aufkochen lassen

5.

Braten in den Ansatz geben und im Ofen 1 h bei 170 °C Ober- & Unterhitze braten

6.

Braten entnehmen und den Bratenansatz durch ein Sieb geben, evtl. binden und abschmecken

Gut zu wissen

Wer mag kann in die Mitte des Hackbratens noch ein hart gekochtes Ei, Gewürzgurke oder Paprika einarbeiten. Wie der Hackbraten zu dem Namen „Falscher Hase“ kam, ist nicht abschließend geklärt. Der Hackbraten diente als günstiger Ersatz für echten Hasenbraten.

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